Ein Kommentar unserer Bürgermeisterkandidatin Jessica Jacob zu den Entscheidungen in der Ratssitzung am 05.05.2025
Die kontrovers diskutierte Entscheidung über den Ankauf des Krewel-Geländes hat in der letzten Ratssitzung viele Fragen aufgeworfen – und wenige Antworten geliefert. Ich war als Zuschauerin anwesend und möchte einige Aspekte aus der Debatte versachlichen.
Die Entscheidung, das Gelände vorläufig nicht zu erwerben, ist keine Absage an Fortschritt oder Entwicklung, sondern aus meiner Sicht, Ausdruck verantwortungsvoller Abwägung. Warum?
- Weil zentrale Informationen fehlen. Beispiel: die vorgelegten Zahlen zum Umbau im Gegensatz zu Neubau beziehen sich lediglich auf Schätzungen zur energetischen Sanierung des Altbaus – Umbaukosten oder Gesamtkosten fehlen völlig. Ob tatsächlich Einsparungen gegenüber einem Neubau möglich sind, bleibt offen.
- Weil wichtige Aufträge des Rates unbearbeitet sind. Beispiel: Das vom Rat beauftragte Verkehrsgutachten für einen alternativen Schulstandort liegt bis heute nicht vor. Wie sollen tragfähige Entscheidungen ohne Faktenbasis getroffen werden?
- Weil der Umgang mit Investoren Fragen aufwirft. Ein privater Interessent mit einem Konzept zur gewerblichen Nutzung wurde öffentlich diskreditiert – trotz fehlender Informationen seitens der Verwaltung, die die Grundlage bilden, um überhaupt Auskunft über Nebenkosten etc. treffen zu können. So verspielt man Vertrauen und potenzielle Einnahmen. Ein solches Verhalten verbietet sich.
- Weil Bildung keine Kompromisslösung verdient. Beispiel: ein pädagogisches Konzept, das auf einen modernen Neubau ausgelegt ist, lässt sich nicht ohne Qualitätsverlust in einen Altbau pressen. Für die Zukunft unserer Kinder darf es keine Sparlösung geben.
Wie denke ich selbst darüber? Der Nutzungsidee, die aktuell im Raum steht, stehe ich kritisch gegenüber. Ich begrüße grundsätzlich die Möglichkeit, dass ein Investor mit einem tragfähigen Konzept das (Teil)-Gelände entwickelt und sowohl Arbeitsplätze als auch Einnahmen für die Gemeinde generiert.
Sollte sich für den Kauf des Areals entschieden werden, bin ich nicht völlig überzeugt von der dauerhaften Verlagerung des Rathauses an diese Stelle, da u. a. die Erreichbarkeit gerade für ältere Menschen, die schwer zu Fuß sind, erschwert wird. Auch die Bibliothek, die gerade erst für eine erhebliche Summe erneuert wurde, aus dem Sozialraum der Siegstraße an den Rand zu verlagern, sehe ich kritisch.
Ich vermisse die Möglichkeit, über andere Nutzungskonzepte zu sprechen, die bei einem Kauf realisierbar wären. Zum Beispiel das Areal als Wohnbaugebiet zu ertüchtigen, um nur ein Szenario zu nennen. Ein Blick auf die Auswahl realistischer Optionen, die auch den Haushalt der Gemeinde in den Blick nehmen, fehlt mir völlig. Ich halte es für sinnvoll, Projektentwickler Vorschläge machen zu lassen, wie das Areal genutzt werden kann.
Die Debatte zeigt: Es geht hier nicht um Mut oder Zögern, sondern um Sorgfalt, Transparenz und langfristige Verantwortung. Entscheidungen in dieser Größenordnung brauchen belastbare Grundlagen – und eine klare Priorisierung, was unsere Gemeinde sich leisten kann und will. Die Verwaltung ist in der Pflicht, dem Rat aussagekräftige und nachvollziehbare Informationen zu liefern. Nur so können tragfähige, mehrheitsfähige Entscheidungen für Eitorf getroffen werden, die auch andere Nutzungsoptionen miteinschließen.